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Der Bollerwagen bollerte durch Vietnam

  • Autorenbild: Louis Heinis
    Louis Heinis
  • 26. Nov. 2024
  • 20 Min. Lesezeit

Wie kommt man bitte darauf, von Bali nach Vietnam zu reisen? Das ist eine gute Frage. Natürlich könnte man jetzt wieder weiter ausholen und sich erneut die Frage stellen, warum man überhaupt mit zwei kleinen Kindern, 70 KG. Gepäck und einem Bollerwagen durch die große weite Welt reist? Doch dieses Thema hatten wir schon einige Male.

 

Weil wir es können. Spaß bei Seite. Alles ist machbar. Warum also nicht nach Vietnam?

 

Ehrlicherweise hatte ich die romantische Vorstellung, von Bali aus weiter „runter“ Richtung Australien und Neuseeland zu fliegen. Immerhin waren wir nur zwei Flugstunden, quasi einen Katzensprung, von Australiens Norden entfernt. Dort wäre es zu dieser Zeit auch schön, sommerlich und warm gewesen. Allerdings eben nur im Norden. Unser Interesse an Nordaustralien hielt sich jedoch in Grenzen. Wenn wir die Reise nach „Down Under“ antreten, dann mit der Intension, Sydney zu besuchen und danach weiter nach Neuseeland zu fliegen. Das Wetter in Sydney zeigte uns 14 Grad und Regen an. Und in Neuseeland war der Winter schon eingebrochen. Nein, danke. Darauf hatten wir keine Lust. Eine Entscheidung musste jedoch getroffen werden. Wir mussten schließlich für die Aufenthaltsverlängerung bei der Immigration auf Bali eine Ausreisebestätigung vorlegen. Wir waren also gezwungen, unsere Weiterreise zu planen.

Frei wie ein Vogel zu sein ist oftmals ehrlicherweise gar nicht so einfach. Wir waren schlichtweg planlos. Ich googelte nach den günstigsten Flügen. Das Schicksal führte uns wieder nordwärts. Ich fand einen günstigen Direktflug nach Vietnam. Da wir uns an Bali’s Reisterassen noch nicht sattgesehen hatten und Vietnam auch geschichtlich betrachtet ein durchaus interessantes Reiseziel ist, stand einer Reise zu „Charlie“ nichts im Wege. Ein Visum benötigen wir nicht. Ein 90-tägiger Aufenthalt ist ohne sonderliche Einreiseformalitäten möglich. Mit dem Bollerwagen 90 Tage durch Vietnam zu bollern, hört sich zumindest schonmal sehr abenteuerlich, ja schon fast verrückt, an. 90 Tage blieben wir nicht, aber verrückt wurde es trotzdem.

 

Wir kämpften uns mit dem Bollerwagen durch den Straßenverkehr von Hanoi. Wir widersetzten uns der Polizei, damit wir einen Zug, an unserer Nasenspitze, vorbeirattern sahen. Wir fuhren mit "Modern Talking" in den Ohren nach Nordvietnam und „flogen“ bzw. schaukelten dort über die Reisfelder von Sapa. Wir trieben auf einem Kokosnussboot über den Mekong und erlebten den vietnamesischen Ballermann. Langweilig wurde es uns in Vietnam nicht.

Der erste Eindruck auf vietnamesischen Boden war jedoch negativ. Das erste Gefühl kalt. Die 30 Grad Außentemperatur hatte nichts mit der kühlen, empfundenen Atmosphäre und der Stimmung im Flughafen zu tun. Es herrschte ein Chaos in der Ankunftshalle. Wir versuchten uns einen Platz in einer Schlange zu ergattern und uns irgendwie und irgendwo einzugliedern. Struktur, Ordnung und System gab es nicht. Das Ganze in Kombination mit unterbesetzten „Passhäuschen“. Ein unschöner, mühsamer Start. Man spürte direkt, dass hier ein anderer Wind pfeift. Wir befanden uns nun in einem kommunistischen Staat. Das Wohl des Einzelnen ist hier allen Anschein nach unwichtig.

 

Und unser Wohl erst recht. Auf uns hat hier niemand gewartet.

 

Vergleichbare Szenen zu Mittelalterfilmen geisterten mir durch den Kopf, als wir in dieser chaotischen Ankunftshalle standen. Während die feine Herrschaft auf den weißen Rössern ein paar Happen Brot an den Pöbel in den Straßengraben warf, kämpfte die hungernde Maße ums Überleben. Die feine Herrschaft saß am Schalter in den „Passhäuschen“. Wir waren der Pöbel. Wir wollten doch „nur“ einen einfachen Stempel in unsere Pässe erhalten. Je näher wir den Beamten am Schalter kamen, desto kühler wurde die Stimmung. Das Ganze hatte einen Touch von „Todesmarsch“. Auf dem Weg zum Exekutionskommando.


Gut, das ist vielleicht zu extrem. Ich habe wohl wirklich zu viele Filme geschaut. Angenehm fühlte sich das jedenfalls nicht an. Ich versuche es nochmals. Mit anderen Worten wirkte es wie ein Sowjetknast. Und wir standen in der Essensausgabeschlange im Gulag.

 

Wir schafften es zum Schalter. Die emotionslosen Genossen, welchen wohl ein Lächeln oder generell jegliche Form von Mimik streng untersagt wurde, musterten uns genau. Ganz nach dem Motto: "Wer hier lacht, erhält eins, mit dem Bambusrohr über die Rübe gedonnert", versuchten wir den Einreiseprozess so ruhig und seriös wie möglich zu gestalten. Mit unseren Kindern ist das manchmal jedoch ein bisschen schwierig. Nach über einer Stunde Warten wurden wir dann endlich mit dem allmächtigen Einreisestempel erlöst. Hallelujah! Am Gepäckband warteten wir dann jedoch nochmals eine Stunde, bis wir endlich unser Hab und Gut erhalten haben. Wir haben schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Da bis auf fünf weitere Passagiere alle ihr Gepäck schon längst erhalten haben und eine gewisse Stille in diesem Teil der Gepäckankunftshalle herrschte. Das Flughafenpersonal machte sich auf die Suche. Erfolgreich. Auch wir haben unser Gepäck dann doch noch erhalten.


Apropos, zu viele Filme gesehen. Am liebsten hätte ich einmal „good morning Vietnam“ durch die Flughafengänge gerufen, als wir den Zoll hinter uns ließen. Aber es war schon abends. „Good evening Vietnam“ habe ich leise vor mich her gebrummelt.

Das Abenteuer geht nun also richtig los. Und es konnte nur besser werden. Um ehrlich zu sein, wusste ich vor der Vietnamreise nicht viel über das Land. Zahlreiche Kriegsfilme kamen mir in den Sinn. So grob konnte ich auch einordnen, warum, weshalb, wieso. Aber alles, was jedoch vor den Napalm-Flugzeugen in den 60er Jahren war, hatte ich nicht auf dem Schirm. Ansonsten hörte ich, dass es schöne Reisterrassen geben soll und im ganzen Land eine ziemlich ausgeprägte Kaffeekultur herrscht. Das war es. Es war an der Zeit, ein bisschen genauer hinzuschauen und etwas zu lernen. Wo waren wir da gestrandet? Was sagt Google und Wikipedia? 

 

Vietnam ist ein gebeuteltes Land mit einer unschönen Vergangenheit und einer zähen Gegenwart.

Hammer und Sichel zieren überall in Vietnam das Straßenbild.


Die sozialistische Republik wird durch die Kommunistische Partei Vietnams geführt. Es herrscht ein Einparteiensystem. Die Presse wird in Vietnam zensiert und die Zivilgesellschaft stark überwacht. Menschenrechtsverletzungen sind wohl keine Seltenheit. Davon haben wir jedoch wenig mitbekommen. Nebst der Vietnamflagge, welche von Motiv bis Farbwahl, einer 100 % kommunistische Bedeutung vorausgeht, zieren Hammer und Sichel das Straßenbild. Die kommunistische Flagge, auf welcher der Hammer für die Arbeiterklasse steht und der Sichel die Bauern repräsentiert, weht überall. Für alle welche, wie ich, einen Fensterplatz in der Schule hatten, gibt es hier einen kurzen Schwenker zu Vietnams jüngeren Geschichte.

 

Die vietnamesische Geschichte ist durchaus spannend. Überraschenderweise führt sogar meine eigene Familiengeschichte nach Vietnam. Das habe ich erst kurz vor Reiseantritt von meiner Großmutter erfahren.

 

Ich versuche die letzten 120 Jahre mal kurz zusammenzufassen. Im 19. Jahrhundert fiel Vietnam unter französische Kolonialherrschaft. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Japan die Region. Im ersten Indochinakrieg, Ende der vierziger, bis Mitte der fünfziger Jahre, versuchte Frankreich, die Kolonialherrschaft wiederherzustellen. Die Franzosen hatten keinen Erfolg. Daraus resultierte die Spaltung in ein sozialistisches Nordvietnam und ein von den Westmächten unterstütztes Südvietnam. Die Amerikaner scheiterten Mitte der Sechzigerjahre in einem für sie fast neunjährigen Krieg, den sozialistischen Norden und die mit ihm verbündete „Nationale Front für die Befreiung Südvietnams“, zu besiegen. Die beiden vietnamesischen Staaten wurden stattdessen unter kommunistischer Führung 1967 wiedervereinigt.


Und da sind wir nun. In genau diesem Vietnam. Hier hat man das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist.

Unser erster Stopp war in Hanoi. Mein Ururgroßvater väterlicherseits hatte in dieser Stadt anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts eine Fahrradfabrik geführt. Die Umstände sind nicht genau bekannt, aber er wurde wohl gezwungen, aus politischen Gründen, eine Vietnamesin zu heiraten. Ca. 1930 musste er wohl fluchtartig das Land verlassen. Was mit einem den zahlreichen Aufständen zu tun haben musste. Wer weiß, ob es da nicht noch Kinder gab? Vielleicht habe ich noch Familie in Vietnam?

 

Es ist jetzt nicht so, dass ich mir noch eine vietnamesische Familie wünschen würde. Die Familie, die ich habe, genügte mir auf unterschiedliche Art und Weise vollkommen. Aber spannend ist die Nummer dennoch sehr.

 

Fast hundert Jahre später setzte ich meinen Fuß in diese Stadt. Verrückt. Apropos verrückt.  Wir haben uns vor der Reise auch bezüglich des Wetters verrückt gemacht. Die Sorge während der Regenzeit und Taifun-Saison nach Vietnam zu reisen flog ehrlicherweise mit im Gepäck. Im Großen und Ganzen hatten wir jedoch Glück und wurden bis auf einige kurze Regenschauer von bösen Unwetterkatastrophen verschont. In den Vorjahren sah das zur gleichen Zeit ein bisschen anders aus. Tatsächlich wurde Vietnam zwei Monate später von heftigen Unwettern und Überschwemmungen getroffen. Etwas, was man nicht erleben möchte. In Hanoi angekommen erwartete uns ein Trubel, wie wir ihn in unserem ganzen Leben noch nicht gesehen und erlebt haben. Nach dem Check-in im Hotel machten wir uns auf die Suche nach etwas zu essen. Kaum hatten wir das Hotel verlassen, entgingen wir zum ersten Mal knapp dem Tod. Wir wurden fast über den Haufen gefahren. Ein schöner Empfang.


Hallo Chaos. Es ging also gleich weiter wie im Flughafen. Es herrschte Anarchie auf den Straßen. Nicht nur auf den Straßen. Auch auf den Gehwegen war etwas los. Diese wären in Hanoi eigentlich gar nicht so schlecht ausgebaut. Aber.

 

Der französische Einfluss ist nicht nur in der Architektur diverser Gebäude und den zahlreichen Mode-Boutiquen zu sehen, auch die gut ausgebauten Trottoire fallen direkt auf. Allerdings werden die Gehwege von Millionen von Motorrädern bzw. Motorrollern als Parkplätze verwendet und verhindern somit ein gemütliches Flanieren. Fußgänger sind gezwungen, am Straßenrand zu laufen. Das ist kein Witz. Auf den Gehwegen kommt man nicht weit. Für uns wurde diese Geschichte dann oftmals ziemlich extrem. Wir tauchten quasi mit unserem Bollerwagen in den Straßenverkehr von Hanoi ein. Und dieser hat es in sich. Als ich zum ersten Mal in meinem Leben auf der „anderen Seite“ im Linksverkehr Auto fahren musste, befanden wir uns im Herzen von Bangkok. Das empfand ich damals schon als ziemlich mutig und spannend zugleich. Ich musste mich wirklich konzentrieren. Ich habe davor noch nie ein Auto auf der rechten Seite bzw. im Linksverkehr geführt. Neuland. Damit im Herzen von Bangkok zu beginnen, ist riskant. Hanoi toppte das Ganze allerdings bei Weitem. Ich fuhr nun kein Auto, sondern hantierte den Bollerwagen durch die Metropole. Das verlangte mir höchste Konzentration ab. Einen Fehler konnte ich mir nicht erlauben.

 

So einen Verkehr haben wir bislang noch nirgendwo gesehen, beziehungsweise nirgendwo hautnah miterlebt. Müsste man es mit einem Wort beschreiben, so würde man das Wort „wahnsinnig“ wählen.

 

Regeln gibt es in diesem Chaos keine. Zumindest waren diese nicht ersichtlich. Auf den Straßen von Hanoi herrscht Anarchie. Es wird gehupt, ohne Ende. Hanoi gleicht einem 24-Stunden-Hupkonzert. Ziemlich unverständlich und absolut nervend. Es ist einfach nur laut. Unglaublich laut. Man wurde richtig aggressiv vor lauter Hupkonzert. Diese "Huperei" war wirklich extrem mühsam und begleitete uns leider noch eine Weile. Nicht nur in Hanoi, sondern in ganz Vietnam wird gehupt, was das Zeug hält. Metropolen wie Bangkok oder Istanbul sind verkehrstechnisch gesehen, ein Witz dagegen und sehr viel leiser, was der Lärmpegel anbelangt. In Hanoi hört man nur „Gehupe“. Hupen ist wohl in der vietnamesischen DNA verankert und fester Bestandteil der Kultur. Ein vietnamesischer Fahrer erklärte mir, dass das völlig Normal sei. Es wird in Vietnam immer und wegen aller möglichen Situationen gehupt. Ausnahmslos für alle Situationen drückt man aufs Horn. Nimmt einem einer die Vorfahrt, so wird gehupt. Nimmt man selbst jemandem die Vorfahrt, dann wird ebenfalls gehupt. Fährt jemand nicht, oder ist zu langsam, dann wird gehupt. Überholt man jemanden, dann wird gehupt. Wird man von jemanden überholt, wird ebenfalls gehupt. Hält man irgendwo an, dann wird gehupt. Fährt man an jemanden vorbei, der angehalten hat, dann wird auch gehupt. Bewegt sich der Verkehr nicht, dann wird gehupt.

 

Hat einer Lust zu hupen, dann wird gehupt. Drückt ein Furz aufs Gemüt, so wird ebenfalls gehupt. Ich glaube, die Deppen haben manchmal auch einfach aus Langeweile gehupt.

 

Diese "Huperei" hat nicht mehr aufgehört. Selbst im hinter letzten Zipfel dieses Landes war überall Gehupe zu hören. Insgesamt haben wir vier Tage in Hanoi verbracht. Wir schliefen in einem schnuckeligen Hotel im französischen Stil und waren die vollen vier Tage mit dem Bollerwagen unterwegs. Wir besichtigten den „Ngoc Son Tempel“, einen konfuzianischen Tempel inmitten eines Sees. Dort fanden wir ein hübsches Türmchen und diverse Pavillons. Der Höhepunkt war allerdings die Brücke, welche zum Tempel führte. Die Gehwege rund um den See waren nicht zugeparkt und luden zum Flanieren ein. Wir spazierten ringsherum und liefen den restlichen Nachmittag planlos durch die Gassen von Hanoi.





Am nächsten Tag liefen wir durch das „alte Viertel“ von Hanoi. Die Altstadt bzw. der historische Stadtkern bot einiges zu sehen. Hier herrscht ein wildes Marktleben. Wir entdeckten ein altes Stadttor und wurden beim Versuch ein Bild zu machen, erneut fast überfahren. Danach liefen wir der „ceramic mosaic mural road“ entlang und stoppten bei einer alten Eisenbahnbrücke. Später führte uns der Weg zur „Hanoi Train Street“, wo ein „Katz-und-Maus-Spiel“ mit der vietnamesischen Polizei begann.


Wir machten unsere Erfahrung mit einem wütenden vietnamesischen Polizisten in der Trainstreet.

 

Wer auf Social Media unterwegs ist, kennt die Eisenbahnstraße in Hanoi. Die wunderschönen Bilder und Aufnahmen, welche strahlende Influencer beim Kaffeetrinken am Eisenbahngleis inmitten der Stadt zeigen, sind bekannt. Die vietnamesische Eisenbahn, welche im Abstand von einem Meter an der Kaffeetasse bzw. an der Nase vorbeizieht, ist ein wahrer Höhepunkt einer jeden Hanoi Reise. Doch so einfach wie es auf den zahlreichen Bildern und Videos auf Social Media aussieht, ist es nicht. Die Regierung versucht, die Touristen von den Gleisen fernzuhalten.

 

Wahrscheinlich weil wieder irgendein Pirat sein Bein nicht bei sich lassen konnte.

 

Die Trainstreet soll jedenfalls verboten werden. Doch die zahlreichen Kaffeebesitzer kämpfen dagegen an und versuchen die Touristen auf die Gleise zu holen, bzw. in Ihre Kaffees zu locken, wenn die Polizei gerade mal nicht hinschaut. Ein Katz-und-Maus-Spiel.

 

In der Eisenbahnstraße von Hanoi ist der Zug noch nicht abgefahren. Auch wenn die Regierung dem ganzen einen Riegel vorschieben möchte. Zweimal am Tag fährt ein Zug mitten durch die Stadt.

 

Das ganze Spektakel hat ein wenig etwas von einem Drogenkauf beim Dealer in der fremden Großstadt. Man weiß ungefähr, wo man hinmuss, bzw. man weiß, wo sich der Dealer befindet. In diesem Bezirk angekommen, wird man unauffällig angesprochen. Der Fisch hat quasi angebissen und zappelt an der Angel. Man klärt zwei, drei Dinge, während man einige Meter nebeneinanderher läuft. Ein bisschen Smalltalk sozusagen. Hat man alles geklärt und ist sich einig, folgt man der Person dann vorsichtig und behutsam, während man in allen Himmelsrichtungen Ausschau hält.

 

Solche Szenen kennt man natürlich nur von Filmen ;-) Wir sprechen immer noch über einen Kaffeebesuch.

 

Wir wurden dann zu einem Kaffee auf den Gleisen gebracht. Einige Leute waren schon dort und genossen ihr Getränk. Auch uns hat man nach einem Getränk gefragt. Eine Bestellung pro Person war die Mindestanforderung, um hier die „Show“ zu genießen. Jeder musste etwas bestellen, was auch vollkommen normal und in Ordnung war. Drogen gab es übrigens keine.


Wie langweilig mag sich der eine oder andere denken. Aber nebst dem, dass wir uns in Vietnam befanden, wäre ein Konsum von gewissen Substanzen, in Anwesenheit von Kindern, direkt am Eisenbahngleis, bestimmt nicht die beste Idee. Vielleicht dann aber die Letzte.

 

Kaum hatten wir unser Getränk in der Hand, ging die Post ab. Ein Polizeiauto näherte sich mit Blaulicht. Laute Durchsage via Megaphon dröhnte durch die Straße. Obwohl wir nichts verstanden haben, haben wir genau verstanden, was da gesagt wurde. Die deutsche Übersetzung muss ungefähr folgende gewesen sein: „Fatz ab, du doofer Tourist, sonst haue ich dir eins mit meinem Schlagstock über die Rübe“. Einige Polizisten stiegen aus dem Kastenwagen und pfiffen in ihre Trillerpfeifen, während sie die Touristen zurechtwiesen und verscheuchten. Freundlichkeit Fehlanzeige. Einige Leute, welche gerade auf dem Weg zu den Gleisen bzw. Kaffees waren, wurden schlichtweg vertrieben. Immer wieder ertönten laute Durchsagen. Wir fühlten uns im ersten Moment einigermaßen sicher, da wir schon in einem der Kaffees Platz genommen hatten und an unseren Getränken schlürften. Doch plötzlich stand einer der Polizisten vor uns und den anderen Gästen. Er schrie uns an und forderte uns auf, das Kaffee zu verlassen. Unverständnis herrschte und das Personal versuchte zu beruhigen. Es forderte uns aber ebenfalls auf, das Kaffee zu verlassen. Einige Leute packten und gingen, andere blieben einfach sitzen. Der Polizist schrie über die Gleise und verbreitete schlechte Stimmung. Wir taten so, als würden wir unsere Sachen packen und spielten auf Zeit. Der Zug müsste eigentlich auch jeden Moment vorfahren, also immer schön langsam. Kurz vor dem Ziel wollte man nicht einfach zusammenpacken und nachgeben. Allerdings wollte man auch keinen Ärger. Plötzlich hieß es, der Zug sei im Anmarsch. Es wurde noch hektischer. Doch wir hatten es geschafft. Die Polizei verkrümelte sich und vertrieb während ihres Rückzugs noch gleich einige Touristen zur Straße hinunter. Wir waren noch im Kaffee und kamen doch noch in den vollen Genuss der Trainstreet.


Wir konnten unser Kaffeeerlebnis an der Eisenbahnstrecke quasi in vollen Zügen genießen. Was für ein Schenkelklopfer. Ekelhaft :-)

Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet, ist es schon hirnrissig. So ein Theater wegen eines Zuges. Wären doch Drogen im Spiel gewesen, so wäre das Ganze vielleicht noch ein bisschen nachvollziehbarer. Aber einen schlechten, überteuerten Kaffee trinken und sich der vietnamesischen Polizei widersetzen, damit ein Zug wenige Zentimeter an einem vorbeifahren kann, ist bestimmt nicht das Sinnvollste, was wir bislang gemacht und erlebt haben. Aber gut, wir haben wieder einmal etwas erlebt. Darum geht es ja. Und wir können erneut die Realität im Vergleich zur schönen Social-Media-Welt bewerten. Die Realität ist dann doch ein bisschen anders.

 





Den letzten Tag in Hanoi verbrachten wir mit rumschlendern. Wir haben uns als letzte Sehenswürdigkeit die „Tran Quoc-Pagode“ angeschaut. Dabei handelt es sich um einen kleinen buddhistischen Tempel, der auf einer kleinen, reizvollen Insel liegt. Per Zufall sind wir auf dem Rückweg an einem bekannten Kaffee vorbeigelaufen. „The Notes“. In diesem Kaffee kann jeder Gast ein Post-it-Zettelchen an die Wand hängen. Es sind tausende Zettelchen. Überall. Auch wir haben natürlich einen Zettel in dieses Kaffee geklatscht. Ein Andenken für Vietnam, wenn man so will. Gern geschehen.


Was die Kaffeekultur angeht, muss ich erwähnen, dass das Angebot wirklich groß ist. Es gibt viele, ja durchaus exotische Kaffee-Geschichten, welche an jeder Ecke zu finden sind. Nebst dem schwarzen, vietnamesischen Kaffee gibt es Eierkaffee, Kokosnusskaffee, Joghurtkaffee und vieles, vieles mehr. Ausnahmsweise mal, ohne beleidigend zu sein, muss ich hier festhalten, dass uns die wenigsten dieser Kreationen mundeten. Und übrigens. Wer in Hanoi einmal auf die Toilette muss, hat keine Garantie, dass er auch gleich ein stilles Örtchen findet. Viele Kaffees haben keine Toilette. Das ist gerade mit kleinen Kindern mühsam. Ab und zu trifft man auf freundliche Menschen, die einem quasi erlauben in den Hinterhof zu sch******. Abenteuerliche Wege, zum "Plumpsklo im nicht westlichen Stil", waren da ziemlich normal.





Am nächsten Tag ging unsere Reise weiter. Wir machten uns via Privattransfer auf den Weg nach Nordvietnam. Unser nächstes Ziel war Sapa, welches sich anderthalb Stunden von der Grenze Chinas entfernt befindet. Sapa liegt auf 1600 m über dem Meer in den Bergen und ist bekannt für atemberaubende Reisterrassen und eine schöne Natur mit wechselhaftem Wetter. Nach 5 Stunden Fahrt erfreuten wir uns an einem sehr schönen Hotelzimmer mit einer atemberaubenden Aussicht.


Unser Fahrer meinte, die deutsche Musikszene zu kennen und legte extra für uns "Modern Talking" auf. Fünf Stunden Thomas Anders in Kombination mit sinnlosem Hupen auf kaum befahrenen Straßen. Ich kenne die Statistik nicht. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn die Suizidrate in Vietnam überdurchschnittlich hoch ist. Ein netter Ausflug, wenn man so will.



Der Ausblick in die Berge und über die Reisterrassen von Sapa war wunderschön.


Hallo Sapa. Ein traumhaft schöner Ausblick in die Berge und über die Reisterrassen von Sapa war der Lohn für diese Fahrt. Wir erlebten allerdings schon gleich nach unserer Ankunft, wie das Wetter sich hier ziemlich schnell verändern konnte. Aus Sonnenstrahlen pur mit Traumaussicht wurde innerhalb von Sekunden eine Nebelsuppe, in welcher man keine zwei Meter mehr gerade aussehen konnte. Während unseres fünftägigen Aufenthalts erlebten wir leider nicht viel Positives. Wir wurden mit der harten Realität Vietnams konfrontiert und sahen viel Armut. In Vietnam gibt es zahlreiche ethnische Minderheiten. Sie leben vor allem ländlich. In den Bergregionen entlang der chinesischen Grenze findet man einige dieser Völker. So auch in Sapa. Die Straßen waren voll von bettelnden Kindern, welche ohne Schuhe in zerlumpten Klamotten am Straßenrand saßen. Mütter, welche auch bei Regen und Kälte mit ihren schreienden Babys und Kleinkindern auf dem kalten Boden vor den Hotelanlagen saßen und dort versuchten, ihre selbstgemachte Handarbeitsware zu verkaufen, waren, gang und gäbe. Sobald man das Hotel verlassen hatte, wurde man schon fast verfolgt. Zahlreiche Kinder, welche nur einen Satz Englisch beherrschten, versuchten verzweifelt, etwas zu verkaufen. „Buy one from me“ hörte man nur. Das waren die einzigen Englischkünste der vietnamesischen Kinder in Sapa. Es waren oftmals herzzerreißende Szenen, welche unschön waren. Mehr als kaufen und Essen und Geld verschenken konnte man nicht tun. Ob die zahlreichen guten Taten etwas bewirkten, ist fragwürdig. Die Antwort wird wohl eher nein lauten.


Unsere Kinder wurden mit einer harten Realität konfrontiert. Sie lernten und sahen mit ihren eigenen Augen, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie uns.

Für uns banale Dinge, wie Schuhe, Essen und Trinken, waren hier nicht selbstverständlich. Kinder, welche Geld verdienen mussten und oftmals auch alleine spätabends in der Dunkelheit an der Straße saßen, sind in dieser Welt völlig normal. Enaila war noch zu klein, um das wirklich zu verstehen. Doch Luans Köpfchen ratterte das eine oder andere Mal. Man konnte es sehen und spürte es. Wir erklärten Ihnen, dass nicht alle Kinder zur Schule gehen können. Einige Kinder müssen arbeiten und Geld verdienen, um die Familie zu unterstützen, oder um etwas zu essen zu erhalten. Als wir in einem Kaffee im Zentrum saßen und hinausschauten, sahen wir einen ziemlich armen Jungen am gegenüberliegenden Straßenrand sitzen. Dreckig, eine zerlöcherte „Frisur“, keine Schuhe und wie sich herausstellte auch hungrig.


Dieses Kind wirkte, als hätte es mit dem Leben abgeschlossen. Quasi „fertig mit der Welt“. Wenn ich meine Augen schließe, habe ich das Bild dieses Jungen noch genau vor wir.

Luan bat mich, dem Jungen alles abzukaufen, damit er nicht mehr am Straßenrand sitzen müsse und jetzt wieder in die Schule gehen könne. Der Junge verkaufte jedoch nichts. Er saß da einfach nur regungslos und blickte ins Leere. Ich solle doch bitte auch am Geldautomaten alles Geld herausholen und es dem Jungen geben, sagte Luan zu mir. Kinderlogik ist so schön. Wir haben den Jungen dann gut versorgt. Aber auch das war wohl ein Tropfen auf den heißen Stein.


Das Gefühl des goldenen Käfigs war sehr ausgeprägt in Sapa. Es kam so weit, dass man vor allem abends dann oftmals gar nicht aus dem Hotel gehen wollte.

Es hat uns aufs Gemüt geschlagen. Das machte keinen Spaß. Dazu kam der erste emotionale Ausbruch von Luan. Er hatte zum ersten Mal Heimweh geäußert. Ein emotionaler Vulkanausbruch. Es kullerten die Tränen. Da saßen wir nun in den Bergen von Nordvietnam und wussten selbst nicht mehr, wo hinten und vorne war. Während wir alleine im Luxusrestaurant aßen, bettelten kleine Kinder vor der Tür. War das unser neues Leben? Was machen wir hier nur? Wir fühlten uns schlichtweg schlecht. Die Realität holte uns ein. Immerhin. Das Essen im Hotel war sehr gut. Es war natürlich teurer als in den zahlreichen Restaurants, die Straße hinunter. Für uns war es dennoch immer noch sehr günstig und deutlich angenehmer. Die Qualität und der Service waren gut. Man erhielt das, was man bestellte. Das hört sich banal an. Aber wir machten schon einige Erfahrungen, wo es leider nicht ganz geklappt hat mit der richtigen Bestellung. Ärgerlich, wenn es dann vor allem das Essen für die Kinder betrifft.


Schlechtes Englisch und überraschenderweise auch miserable Französisch-Kenntnisse waren vollkommen normal. Die Kommunikation erwies sich oftmals als schwierig.




Die letzten zwei Tage verbrachten wir größtenteils im Hotel. Es gab dort eine kleine Kinderspielecke und einen Indoorpool. Das hoteleigene Kaffee war traumhaft schön. Der Ausblick unbezahlbar. 67€ kostete übrigens die Nacht für die ganze Familie inkl. Frühstück. Da kann man sich nicht beklagen. Nebst dem wunderschönen Hotel erlebten wir noch einen weiteren "Sapahöhepunkt". Wir besuchten einen Fotospot, welcher ca. 200 Meter neben unserem Hotel lag. Für 5 € Eintritt konnten wir in einer Traumkulisse diverse Bilder knipsen. Die Anlage war sehr gepflegt und es waren fast keine anderen Touristen vor Ort. Die Kinder schaukelten den ganzen Nachmittag über die Reisterrassen von Sapa. Das hat Spaß gemacht.


Es war eine traumhafte Kulisse. Wir konnten für einige Stunden der Realität entfliehen und wieder ein bisschen Kraft tanken.




Wir überlegten uns, wie unsere Reise weitergehen sollte und liebäugelten damit, eine kleine Kreuzfahrt zu machen. Die „Ha Long Bucht“ sollte unser nächster Stopp werden. Die vielen grünen schwimmenden Felsen im Wasser waren etwas, was wir gerne sehen wollten. Die Ha Long Bucht war jedoch längst kein Geheimtipp mehr. Es gab zahlreiche Möglichkeiten, dort eine Tour oder eine Kreuzfahrt zu buchen. Was man so hörte und auf Social Media sah, ist die Bucht längst zu einem Touristenhotspot geworden und soll ziemlich überlaufen sein. Wir recherchierten und entschieden uns dann dafür, nach "Cat Ba" zu gehen. Cat Ba ist eine Insel, welche weniger überlaufen ist und ebenfalls einen Zugang zur Ha Long Bucht hatte. Wir entschieden uns auch gegen eine Kreuzfahrt und buchten drei Übernachtungen in einem Floßhotel. Umgeben von Wasser und einer wunderschönen Natur. Das hört sich eigentlich gut und spannend an. Uns überkamen dann jedoch einige Zweifel und wir stornierten diese Geschichte.


Immer auf das Bauchgefühl hören. Mit zwei kleinen Kindern auf dem Wasser zu übernachten, quasi in einer Hütte auf einem Floß in Vietnam, erschien uns dann doch zu riskant.

Wir fuhren stattdessen zur nächsten Großstadt, "Haiphong", und buchten für drei Tage ein Apartment. Das Apartment war nicht schön. Die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Die Atmosphäre war nicht gut. Wir fühlten uns, als würden wir in einer chinesischen Hochhaussiedlung wohnen. Unschön. Wir organisierten uns von dort aus einen eintägigen Ausflug nach Cat Ba. Mit einer Seilbahn fuhren wir auf die Insel. Danach wurden wir zu einem Hafen gefahren und tuckerten einen Nachmittag lang auf einem ziemlich speziellen Containerboot durch eine traumhaft schöne Gegend. Eine private Bootstour, welche von A bis Z lohnenswert und wunderschön war. Genau so einen Tag haben wir gebraucht, um uns aus diesem Negativsumpf zu befreien.

 



Eine friedliche Atmosphäre. Wir stoppten auf einer kleinen Insel und genossen die Ruhe und die Natur.

 

Tatsächlich fuhren wir auch an der „Wasserunterkunft“ / „Floßhotel“ vorbei. Es wäre wirklich cool gewesen dort zu übernachten. Im nächsten Leben vielleicht. Nach der Bootstour wurden wir über die Insel zur Fähre gefahren. Zurück ging es dieses Mal nicht mit der Seilbahn, sondern mit der Fähre. Es war ein schöner Tag.

 




In Haiphong selbst besuchten wir noch einen Indoorspielplatz und eine Shopping-Mal. Es gab praktisch keine anderen Touristen und wir fühlten uns nicht wohl. Man schaute uns an, wie die Affen im Zoo. Wir erlebten bizarre Szenen. Ich wurde zum Beispiel von einer Gruppe Jugendlicher gefragt, ob Sie ein Bild mit mir machen dürfen. Grundsätzlich ja nichts Schlimmes. Ich war dennoch ziemlich überrascht.

 

So gut Eishockey gespielt habe ich jetzt auch nicht, dass es bis nach Vietnam gereicht hat, dachte ich mir. Aber vielleicht haben die mich ja mit einer Hollywood-Ikone verwechselt.

 

Spaß bei Seite. Ich bin nur ein Typ, der bei Mc Donalds in der Schlange stand, weil er seinen Kindern einen Burger kaufen wollte. Aber die Jungs meinten, dass sie noch nie so jemanden wie mich gesehen hätten. Groß, blond, tätowiert. Gibt’s wohl nicht viele in Haiphong. Krass. Das hat dann einmal mehr gezeigt, in was für einer Welt wir uns befanden.


Unsere Reise ging weiter. Wir wollten nach "Da Nang" fliegen. Ein Inlandsflug stand an. So müssten wir zumindest kein Gehupe ertragen. So der Plan.

 

Wobei es mich absolut nicht gewundert hätte, wenn die Piloten in Vietnam noch durch die Luft gehupt hätten.

 

Der Plan ging nach hinten los. In Haiphong verbrachten wir aufgrund von Verspätungen mehr als 7 Stunden am Flughafen. Cool. Vor allem mit zwei kleinen Kindern. Abends hob der Flieger dann doch noch nach ab und wir schafften es nach Da Nang. Von Da Nang aus fuhren wir dann nach "Hoi An". In Hoi An blieben wir fünf Tage. Nach diesem Drecksloch-Apartment in Haiphong buchten wir wieder ein Hotel mit Pool. Für 70 € die Nacht kann man in Vietnam mit der Familie in einem sehr guten Mittelklassehotel nächtigen. In Hoi An fühlten wir uns wieder wohl. Es war touristischer und wir waren keine Exoten mehr. Nebst dem, dass wir die Tage ziellos durch die schöne Altstadt schlenderten und nachmittags im Hotelpool badeten, unternahmen wir noch eine witzige Sache. Eine Kokosnussschalenfahrt stand auf dem Programm.


Eine Mekong-Schiffsfahrt bei meinen chinesischen Freunden werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr erleben. Wieso also nicht mit dem Kokosnussschalenboot in Vietnam fahren?


Auf einem Kokosnussschalenboot ging es über den Thu Bon


Wer kennt die Szenen nicht? Ein Vietnamese, welcher sich auf seiner Kokosnussschale so schnell im Kreis dreht, dass es den Touristen fast aus dem Boot haut? Das wollten wir uns mal genauer anschauen. Wir recherchierten im Vorfeld, wo wir hinmussten, und versuchten, einen seriösen Anbieter zu finden. Diese Aktivitäten sind bekannt. Touristenabzocke und Scams sind hier gang und gäbe. Unsere Rechnung ging auf. Wir fuhren mit dem Taxi zu einem Anbieter in der Nähe des Flussdeltas. Von dort aus wurden wir auf zwei Motorrädern zum Fluss gefahren. Dort angekommen hieß es ab in die Kokosnussschalen. Mit zwei Bötchen ging die wilde Fahrt dann los. Es war tatsächlich mehr los als erwartet. Mitten auf dem Fluss machten wir halt und genossen den vietnamesischen Ballermann. Es wurde Karaoke gesungen und überall gab es kleine Partyboote. Die überwiegend chinesischen Touristen gingen ab wie Schmidts Katze. Sie grölten und klatschten arrhythmisch. Wir sahen uns auch das wilde Spektakel an, von dem ich zuvor berichtet hatte. Einige Touristen ließen sich in der Kokosnussschale im Kreis drehen. Es war wirklich ganz witzig, dabei zuzusehen. Auf der einen Seite wünschte man sich, dass die Leute das Heil überstehen. Auf der anderen Seite hätte ich ehrlicherweise auch ein bisschen Freude ab einem kleinen Badeunfall gehabt. Natürlich, nichts Schlimmes, wohlverstanden.


Zuzuschauen, wie es einen chinesischen Touristen mit vollem Tempo aus dieser Kokosnussschale raus haut, wäre bestimmt ganz witzig gewesen.

Ich für meinen Teil hielt die Füße still und wollte nicht riskieren, baden zu gehen. Für uns gab eine langsame Kinderversion. Auf dem Rückweg unserer Tour fischten wir noch einige Krabben am Ufer. Unsere beiden „Bootsfahrer“ machten das gut und zeigten den Kindern, wie es geht. Das Krabbenfischen hat den Kindern besonders Spaß gemacht und war ihr Höhepunkt des Tages. Es war ein gelungener Ausflug, welcher unvergesslich bleibt.





Die schlechten Gefühle, welche uns in Nordvietnam überkamen, sorgten dafür, dass wir schon vor Hoi An eine Entscheidung getroffen hatten. Wir verzichteten auf eine Reise nach Südvietnam. Wir haben uns dazu entschlossen, wieder nach Thailand zu gehen. In Thailand hatten wir bislang die beste Zeit. Es war am familiärsten. Blonde Kinder und tätowierte Europäer sind hier keine Seltenheit. An diese Gefühle wollten wir wieder anknüpfen und neue Kraft tanken. Unser Vietnamabenteuer endete also früher als geplant. Abschließend noch ein paar Worte zu Vietnam. Von einer Vietnamreise raten wir nicht ab. Vietnam hat einiges zu bieten. Allerdings ist eine gewisse Abenteuerlust die Grundvoraussetzung um durch dieses Land zu reisen. Alternativ bezahlt man eine überteuerte, geplante / geführte Reisetour. Aber auch da, und da bin ich mir sicher, wird es ganz bestimmt abenteuerlich. Mit Kindern ist die Geschichte schwierig, was natürlich nicht überraschend ist bzw. war. Das war schon im Vorfeld klar. Es gab einen Grund, dass ziemlich wenige ausländische Familien mit kleinen Kindern anzutreffen waren. Für uns war hier jedoch Schluss. Die Menschen in Vietnam sind zwar freundlich. Trotzdem fehlte manchmal eine gewisse Herzlichkeit. Das ist aus deutscher Sicht natürlich jammern auf hohem Niveau. Jedoch fühlte man sich in den Interaktionen mit den Menschen in Vietnam oftmals unwohl. Vielleicht lag es wirklich daran, dass wir optisch nicht ins Bild passten. Wer weiß. Uns zog es jedenfalls wieder zurück nach Thailand. Dort ist natürlich auch nicht alles Gold, was glänzt. Aber Familien mit Kindern sind dort deutlich besser aufgehoben.

 

Wenn die Realität einen einholt und man nicht zufrieden ist, dann muss man etwas ändern. Wir wollten wieder bessere Stimmung und weniger reisen. Schließlich geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität. Zwei, drei Monate Thailand sollten das Ruder wieder umreißen und gute Gefühle zurückbringen.

 

Aus „gehen wir doch mal zwei Wochen in ein "Thaiboxcamp“ wurden drei Monate intensiv Thaiboxen auf einer Insel. Von diversen blauen Flecken über angeknackste Rippen war alles dabei. Starkregenfälle, Stromausfälle, filmreife Rollerunfälle, diverse Begegnungen mit giftigen Schlangen und vieles, vieles mehr. Abseits des Rings erlebten wir so einiges.

 

Dazu mehr im nächsten Blogbeitrag.



 

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