Die Realität im „Paradies“
- Louis Heinis
- 26. Mai 2024
- 7 Min. Lesezeit
Ja, wir sind privilegiert. Aber das fiel und fällt nicht vom Himmel. Klar ist auch, dass wir uns in absehbarer Zeit komplett neu erfinden müssen. Eines Tages ist die Reisekasse leer. Außerdem sind wir ein hohes Risiko eingegangen. Mit zwei kleinen Kindern ein gutes Leben aufzugeben und durch die Welt zu ziehen, braucht Mut. Ja, wir verweilen vorwiegend an wärmeren Destinationen und oftmals auch am Meer. Wir zeigen unseren Kindern die Welt und tauchen ab in fremde Kulturen. Wir haben Zeit als Familie. Das ist sehr schön, aber oftmals auch sehr anstrengend. Für diejenigen, welche denken, dass wir im Paradies leben und alles so viel besser ist, lasst mich sagen, dass nicht alles besser ist. Wir vermissen unser altes Leben und Deutschland nicht, aber es gibt Momente, in denen man vieles hinterfragt und sich seine Gedanken macht. Nebst dem, dass es mich selbst schon zwei Mal übelst erwischt hat, musste ich schon vier Mal mit den Kindern zum Arzt. Natürlich kann das in Deutschland oder in der Schweiz auch passieren. Allerdings geht man dann zu seinem Kinderarzt bzw. weiß man, dass einem geholfen wird. Hier kann das Ganze unter anderen Bedingungen schon abenteuerlicher werden.
Die lieben Kinderlein. Um ehrlich zu sein, sorgt man sich hauptsächlich um die Kinder. Wenn man zum Beispiel fernab der Zivilisation, inmitten einer wunderschönen Natur, übernachtet, mag das schön sein, solange nichts passiert.
Apropos, fern ab der Zivilisation. Vor zwei Tagen sind wir drei Stunden Richtung Süden gefahren. Wir haben eine Unterkunft in der Nähe von Ubud gebucht. Ein wenig außerhalb des Geschehens. Als wir ankamen, merkten wir, dass wir mit zwei kleinen, müden, hungrigen Kindern, samt Gepäck, inmitten von Nirgendwo gestrandet sind. Die besagte, schicke Unterkunft existierte leider nicht. Man wurde verarscht. Modriger Geruch, schimmlige Gardinen, dreckiger Boden, Essensreste im Kühlschrank, keine Pfannen und kein Kochtopf in der angeblich voll funktionsfähigen Küche. Des Weiteren wurden 53 Treppenstufen zur Unterkunft hinunter und die Baustelle direkt im Nebengebäude verschwiegen. Dazu wurde man noch frech angelogen. Die Flex und die Kreissäge, welche 5 Meter neben dem Sitzbereich ihre Arbeit verrichten, seien ja nicht so laut. Und gearbeitet wird auch "nur" von 9 bis 17 Uhr. Um solch ein Feeling zu genießen, hätte ich auch in Deutschland bleiben können, dachte ich mir, bevor ich dem Herren mal meine Meinung geigte.
Dann steht man da mit seiner Familie. Irgendwo im Nirgendwo. In der Pampa, fern ab der Zivilisation.
Um unser Geld zurückzubekommen, habe ich mich 4 Stunden mit einer schlechten Internetverbindung, dem Airbnb Support und dem Vermieter herumgeschlagen. Währenddessen versuchte ich, diesen dreisten Vermieter nicht zu erdrosseln. Nebenher musste eine neue Unterkunft sowie ein Taxi, welches uns überhaupt am Arsch der Welt abholte, organisiert werden. Dazu musste man die Kinder beschäftigen, welche nicht verstanden, was da gerade vor sich ging. Das sind Momente, die auf den schicken Bildern auf Social Media nicht zu sehen sind. Es ist also nicht alles besser. Es gibt einige Schattenseiten.
Unser Leben wurde auf jeden Fall nicht stressfreier. Nur anders.
Die romantische Vorstellung, morgens aufzustehen und nach einem leckeren Frühstück, einer wohltuenden Massage und einer kleinen Abkühlung im Pool, mit dem Roller zum Strand zu fahren und dort gemütlich aus einer Kokosnuss zu schlürfen, bleibt leider eine romantische Vorstellung. Mit zwei kleinen Kindern muss man funktionieren, vieles organisieren und man muss in einer fremden Umgebung, in der man sich nicht auskennt, deutlich robuster, flexibler und zugleich wachsamer sein.
Trotzdem, dass die Leute meistens deutlich freundlicher sind als in Deutschland, ist bedauerlicherweise vieles wirklich nicht so schön, wie es scheint. In den drei Monaten, in welchen wir nun unterwegs sind, haben wir 4 Länder besucht. Eines fällt auf. Das Thema Sauberkeit. Unser deutscher und schweizer Standard ist unglaublich hoch. Bucht man auf Buchungsplattformen wie booking, Airbnb oder Agoda usw. eine Unterkunft, sei es ein Zimmer in einem Mittelklassehotel oder ein schickes Appartement, so liest man sich logischerweise vorher die Bewertungen durch. Wir haben schnell festgestellt, dass eine asiatisch bewertete 8,5 keine deutsche 8,5 ist. Die Sauberkeit jenseits von teuren Luxushotels hat einen anderen Wert.

Ein vermeintlich gut bewertetes, schickes Apartment kann dann auch mal so aussehen.
(Cameron Highlands, Malaysia)
Der Umgang mit der Natur ist bedauerlicherweise auch nicht wirklich schön. Die Leute „müllen“ alles zu und lassen ihren Dreck (vor allem ihren Plastikmüll) einfach überall liegen. Vor der Haustür, am Straßenrand, am Strand. Das ist traurig. Wir hatten die letzten Tage im Norden von Bali eine schöne Unterkunft direkt am Strand. Wir saßen draußen auf der Veranda mit direktem Garten- und Strandzugang. Den Garten und den dahinterliegenden Strand trennen eine kleine Mauer (ca. 1 Meter hoch). Wir konnten also direkt auf das Meer hinausschauen. Vom Sand sahen wir dank der Mauer nicht viel. Es war traumhaft schön. Schaute man allerdings über die Mauer, lag überall Müll. Eine traumhafte Natur zu gemüllt. Gemäß meinen Informationen und dem, was ich über Indonesien weiß, ist das noch harmlos hier.
Ich bin weiß Gott (oder sonst wer) bestimmt nicht perfekt. Ich bin Realist und weiß, dass ich die Welt nicht retten kann. Und schon gar nicht die Menschheit. Der kann man nicht mehr helfen. Ich mache viele Fehler und bin oftmals ein Arsch. Aber ich bin ehrlich. Und auch wenn es vielleicht der eine oder andere nicht glauben kann, habe ich ein Herz.
Wir haben am Strand Müll gesammelt und haben dafür gleich ein paar alte Säcke und Einkaufstaschen verwendet, welche wir gefunden haben. Mit unseren Händen und der Kindersandschaufel haben wir halb vergrabene Plastiktüten, Kabel, diverse Plastikverpackungen, Teile von Fischernetzen, Flipflops, Stofftücher, Jacken, Windeln, Becher, Strohhalme usw. ausgegraben und gesammelt. Unschön. Nach zwei Stunden hatte ich keinen Bock mehr und habe mich im Meer abgekühlt. Selbst dort habe ich eine Schnur, einen Plastikbecher, eine leere Chipsverpackung und eine Haushaltsschere schnappen können. Das Traurige an der Geschichte ist, dass es absolut nichts bringt. Am Abend waren wieder unzählige Einheimische am Strand und haben ihren Müll wieder liegen lassen. Kein einziger Tourist weit und breit.
Für die Leute ist das normal und die Regierungen schlafen. Schade. Vielleicht würde eine Peitsche helfen?
Fairerweise muss man sagen, dass wir in Deutschland auch nicht viel besser sind. Fast täglich werden unsere Spielplätze vermüllt zurückgelassen. Ich kann davon ein Liedchen singen. Nach dem täglichen Familientreffen / Picknick unserer ehemaligen rumänischen und türkischen Spielplatzgemeinde sah es jedes Mal aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Die Damen waren nach ihren anstrengenden "Red Bull und Zigaretten, Tratsch- und Klatscheinheiten" meistens zu müde, ihre Diabetes-Ärsche zwei Meter zum nächsten Mülleimer zu bewegen und den fabrizierten Müll von Ihnen und den ihrer Brut zu entsorgen. Der Unterschied ist nur, dass es bei uns meistens am nächsten Tag von dem Müllsammelkommando der Stadt weggeräumt wird. In Indonesien wohl nicht.
Was das Thema Verbrenner angeht, ist es leider auch so, dass hier überall dermaßen alte Kisten gefahren werden und es keine Sau juckt, was da alles so in die Luft gepumpt wird (genau gleich wie in Thailand und Malaysia). Kämpft man sich mit dem Roller durch den Verkehr, muss man Angst haben, dass man entweder von einer Kuh, welche hinten kriminell auf einem Pick-up steht und einem ihren Allerwertesten präsentiert, angeschissen wird, oder einem irgendetwas um die Ohren fliegt, was auf einem waghalsig beladenen Transporter nicht gut gesichert wurde, oooder das man ab einer Abgaswolke erstickt. Das ist kein Spaß. Auch die ganzen Boote pusten da Wolken raus, dass man schon fast blind wird. Jetzt könnte man ja sagen, die Umweltparteien sind genau deshalb so wichtig. Wähle doch grün. Wie schon erwähnt bin ich ein ehrlicher Realist mit arschlochhaften Zügen und kein Idiot. Das ist ein Unterschied. Trotzdem, dass ich Gewalt, wenn sie nötig ist, nicht verabscheue, wähle ich keine heuchlerische Kriegspartei. Das wird bestimmt nicht passieren. Aus „Atomkraft Nein Danke“ wurden 28 deutsche Milliarden für die Ukraine. Ich bin auch kein Fan von links und auch keiner von Olafs roter Genossenbande, welche die ganze Welt zu uns einladen. Mit einer Schleife verpackt.
Die realität in Deutschland ist, dass 19 Millionen Menschen den kompletten Staat (84 Millionen Menschen) tragen. Wie lange wird diese Rechnung aufgehen? Bezahlt die arbeitende Bevölkerung bald 60 % Steuern? Dann haben wir noch mehr Gelder für fremde Sozialprojekte. Juhu. Die deutsche Grundeinstellung lautet mittlerweile: Herein herein. Verteilen wir unser Vermögen. Lasst uns alle gleich sein. Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Oder noch bessser. Der Staat zahlt das schon. Lassen wir Omi und Opi weiter Pfandflaschen sammeln und schauen wir munter zu, wie unsere Bildungseinrichtungen vor die Hunde gehen.
Nein, ich bin auch kein AfD-Mitglied. So radikal wie sich das alles anhört, habe ich bislang noch nicht rechts gewählt. Obwohl ich bei dem einen oder anderen Thema eine ähnliche Meinung vertrete. Aber es gibt auch viele Gründe, nicht rechts zu wählen. Wie schon gesagt, bin ich Realist und kein Idiot. Es muss auch nicht sein, dass man beim Feiern auf Sylt irgendwelche Naziparolen grölt. Schon gar nicht von Kindern, welche auf Privatschulen waren, noch nie in ihrem Leben gearbeitet haben und vom richtigen Leben keine Ahnung haben. Nichtsdestotrotz ist unsere Asylpolitik fragwürdig und viel zu kostspielig und unsere Umweltpolitik nicht ganz zu Ende gedacht. Solange nämlich die ganze Welt macht, was sie will. Solange man beim Müllsammeln in Indonesien von Einheimischen belächelt wird. Solange wir Deutschen jedes Jahr über 700'000 Tonnen Plastikmüll in die Welt hinaus (vor allem nach China, Malaysia, Indonesien und Vietnam) verschiffen (Umweltbewusstsein lässt grüßen). Solange unsere nicht zugelassenen, alten Rostlauben ein zweites Leben in Drittweltländern erhalten und dort weiter fröhlich die Luft verpesten, damit ich ein sauberes E-Auto fahre, für dessen Herstellung Mensch und Natur ausgebeutet werden. So lange sehe ich es absolut nicht ein, Milliarden aus dem Fenster zu werfen für die E-Mobilitätswende oder den super schlauen AKW-Rückbau. Oder generell für Roberts aka "Mr. ich weiß, was eine Insolvenz ist", Energiepolitik. Das alles ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Jaja schon klar. Wenn man nicht anfängt, dann wird sich nichts ändern. Wenn allerdings alle anderen ringsherum nicht mitmachen, dann wird das ein vergebener Kampf. Wir müssen uns nicht auf die Straße kleben und die arbeitende Bevölkerung nötigen. Stattdessen sollten wir ehrlich zu uns selbst sein. Was das Thema Umweltpolitik angeht, ist pseudo Weltrettungspolizei auf Kosten der eigenen Bevölkerung zu spielen nicht sinnvoll und bringt leider nichts. Ich habe es in Thailand, Malaysia und Indonesien gesehen und bin mir ziemlich sicher, dass ich es auch in weiteren Ländern sehen werde.
Mein Fazit lautet: Würde jeder seinen Kopf mal einschalten und versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen, dann wird sie auch besser. Egal, ob in der noblen deutschen Villa oder in der Blechhütte in Timbuktu wohnend. Mit gesundem Menschenverstand, Engagement und einer gescheiten Politik wäre vieles möglich. Letzteres stellt in Deutschland bedauerlicherweise ein großes Problem dar.
Diesem Planeten würde es ohne uns Menschen sehr viel besser gehen. Das ist traurig.
Liebe Grüße aus dem vermüllten Paradies
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