Durch Bali bollert kein Bollerwagen
- Louis Heinis
- 29. Okt. 2024
- 20 Min. Lesezeit
Mit einer ordentlichen Portion Freude im Gepäck und voller Hoffnungen, eine wunderschöne Zeit in paradiesischen Verhältnissen unter den Palmen zu verbringen, landeten wir in Denpasar auf Bali. Tadaaa! Da waren wir nun plötzlich in Indonesien. Verrückt.
Indonesien ist geprägt von koexistierenden Religionen. Es gilt als Land, welches eine konservative Politik verfolgt und in der Vergangenheit des Öfteren mit Ausschreitungen und Terroranschlägen zu tun hatte.
Bali, welches gefühlt nicht zu Indonesien gehört, soll anders sein. Ganz anders. Die letzte Bombe detonierte vor über zwanzig Jahren auf der Insel. Von Ausschreitungen und Demonstrationen sieht und hört man nicht viel auf Bali. Das Reiseziel ist modern und die Bevölkerung gilt als entspannt. Sie ist überwiegend hinduistisch, während Indonesien mehrheitlich muslimisch ist. Der balinesische Hinduismus unterscheidet sich allerdings vom Hinduismus, welcher in Indien praktiziert wird. Inwiefern das jedoch eine Rolle für uns spielte? Ich habe keine Ahnung. Ich gebe zu, dass ich diese Informationen im Internet aufgeschnappt habe. Ich persönlich weiß nicht viel darüber, wer welche Kuh anbetet, oder welche Gottheit es zu verehren gilt. Sich mit Religionen zu beschäftigen, führte in meiner Vergangenheit nur zu Problemen und Kopfschmerzen. Ich versuche es so gut es geht zu vermeiden.
Die Religion auszublenden und den Menschen im Vordergrund zu sehen, gilt es anzustreben. Manchmal gelingt es. Manchmal ehrlicherweise aber auch nicht.
Auf Bali gelang mir das ziemlich gut. Von den Leuten her ist es ähnlich wie in Thailand. Auf der einen Seite gibt es die wohlwollende Gemeinschaft. Die „Community“. Man hilft sich untereinander. Man ist füreinander da und achtet auf sich und „seine Leute“. Auf der anderen Seite wird dann aber extrem hart miteinander umgegangen. Als Ausländer wird man meistens höflich behandelt. Fernab der Luxusresorts ist man jedoch eher nur ein laufendes Dollarzeichen. Jemand, dessen Geld man gerne nimmt. Man bleibt jedoch zweite Wahl und darf auch gerne mal warten. So zumindest unsere Erfahrungen. Was das Thema Religion angeht, war Hinduismus auf jeden Fall Neuland für uns. Neues Terrain, wenn man so will. Damit kennen wir uns nicht aus und das spielte auch keine Rolle. Für uns war es nur wichtig, dass das Gefühl, welches wir in Malaysia verspürten, sich nicht wiederholen würde. Wir hofften dementsprechend auf eine tolerante, offene und freundliche Gesellschaft zu treffen.
Viel Positives hat man von Bali schon gehört und auf Social Media gesehen. Jetzt war es an der Zeit, es selbst zu erleben. Es zu spüren. "Feel the Bali Spirit".
Gelandet im Paradies eines jeden Influencers und ganz nach dem Motto: Schnapp dir deine Yogamatte und auf geht’s zum „Yoga Retreat“. Speisen im veganen Hipster Restaurant. Detoxwasser, goldene Milch, Hafermilchkaffee. Ein Kokosnüsschen, hier, ein Kokosnüsschen da. Eine wunderschöne Natur, prächtige Wasserfälle, traumhafte Sandstrände, ein Surfparadies. Dazu freundliche Menschen, „good vibes“. Alles zum Greifen nah. Doch ist es wirklich so, wie es scheint? Waren wir im Paradies angekommen? Oder schwindeln uns die zahlreichen Bali Expats auf Social Media an? Die Antwort lautet Jein. Die Medaille hat bekanntlich immer zwei Seiten.
Indonesien ist auch bekannt für ein gewaltiges Abfallproblem bis hin zu unterschiedlichen Gefahren.
Über die Göttergaben am Straßenrand zu stolpern, von Straßenhunden attackiert zu werden, oder an einer Rauchvergiftung, verursacht durch den ganzen verbrannten Plastikmüll, zu sterben, sind einige Gefahren, welche an jeder Ecke lauern. Nicht zu vergessen, heil durch den Verkehr zu kommen und die abenteuerlichen Fahrten auf den zahlreichen schlechten Straßen zu überleben. Des Weiteren gibt es auch in Indonesien das eine, oder andere exotische, giftige Tier, welchem man lieber nicht begegnen möchte. Wir zumindest erlebten einen vielseitigen, facettenreichen Aufenthalt. Von purem Luxus, Traumstrand und Erholung pur bis hin zur dreisten Abzocke inkl. Nervenzusammenbruch, Mordgedanken, gestrandet in den Reisfeldern fernab der Zivilisation, war alles dabei. Wir genossen wohltuende Massagen auf der Terrasse unseres "Balihauses" und konnten fernab der Zivilisation ruhige, wunderschöne Familien-Pooltage erleben. Wir wurden bekocht und hatten einige Tage balinesisches Privatdining in einer traumhaften Kulisse im mitten von Nirgendwo, unter Sternenhimmel. Wir waren aber auch sehr touristisch unterwegs und haben den einen oder anderen „Tourihotspot“ besucht, welcher mit Authentizität so gar nichts mehr zu tun hatte. Wir suchten jedoch irgendwann mehr Kinderaktivitäten (Spielplätze, Hotels mit einer Wasserrutschbahn etc.) Schlechtes Essen und teure Unterkünfte sorgten dann jedoch dafür, dass wir Stand heute unseren Aufenthalt nicht noch einmal verlängert hätten und dem guten Start auf der Insel ein bisschen nachgetrauert haben. Wir erlebten schöne, unvergessliche Begegnungen und Momente mit Tieren. Besondere Erinnerungen, von denen die Kinder noch drei Monate danach sprechen. Wir erlebten allerdings auch unschöne Momente und wurden abgezockt.
„Two Smiling Buddhas“, in Jasri (nähe Amlapura) war unsere erste Unterkunft auf Bali. Rückblickend gesehen, waren es die authentischsten und schönsten Tage in Indonesien.
Nach drei Wochen auf Bali setzten wir alle Hebel in Bewegung und verlängerten unseren Aufenthalt um einen Monat. Die Immigration im Norden der Insel machte es möglich. Insgesamt konnten wir dann zwei Monate auf Bali verweilen. Diese beiden Behördengänge zur Immigration waren die wohl schönsten und angenehmsten Behördengänge, welche wir je erlebt haben. Es wäre ein Beispiel dafür, wie man sich einen solchen Prozess wünscht.
Wenn ich an die Behördengänge in Deutschland denke vergeht mir das Lachen. Erst benötigt man ein Jahr um herauszufinden wo man genau mit seinem Anliegen hin muss. Danach muss man froh sein, wenn man einen Termin erhält. Bei einer steuerlichen Abgabenquote von fast 40% darf man mehr erwarten, als dieser lausige Service.
Wir befanden uns in einem top modernen Gebäude, mit kostenlosen Computern und kostenlosen Kopiergeräten, einer „Kinderspielecke“ mit Rutschbahn und Bällebad, einer Playstation, einem Kühlschrank mit kostenlosen Getränken und einer Kaffeemaschine mit kostenlosem Kaffee. Selbst hätte man dafür etwas bezahlen müssen, wäre es dennoch ein super angenehmer Aufenthalt gewesen. Das Ganze wurde dann noch mit freundlichen Beamten besetzt. Bravo. Mehr geht nicht. Es kam so weit, dass unsere Kinder am liebsten täglich zur Immigration gegangen wären.
Luan, Enaila, was machen wir heute? Gehen wir zum Strand? Nein Papa, können wir zu Immigration gehen? So etwas gibt es wohl nicht oft. In Deutschland wollte keiner mit zum Bürgeramt.

Ein sehr schöner Aufenthalt bei der Immigration. In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Es würde nicht lange gehen, dann wäre, wegen der Immigration, die PlayStation weg. Wahrscheinlich auch TV, Kaffeemaschine und Kühlschrank. Armes Deutschland.
Fairerweise muss ich erwähnen, dass ich einen Engländer kennengelernt habe, welcher wegen eines Behördenfehlers eine erneute, fast vierstündige, Anfahrt hinter sich hat. Er hatte nicht viel Positives über die Behörden in Indonesien zu berichten. Nach einer runde auf der PlayStation und einem Kaffee hat er den Ärger jedoch bestimmt wieder vergessen. Apropos Vergessen. Der Mensch hat die Gabe, zu vergessen. Im Nachhinein ist vieles Negative oft nicht mehr ganz so negativ. Die Erinnerungen an unschöne Momente sind mit der Zeit leicht verblasst.
Wir hatten einen wunderschönen Start auf der Insel. Nach drei Wochen auf Bali war der Glanz jedoch verflogen.
Kaum hatten wir den Stempel im Pass und somit die Erlaubnis, einen weiteren Monat in Indonesien zu bleiben, kippte die Stimmung. Es war kein Totalschaden und nicht so, dass es uns überwiegend schlecht ging. Allerdings passte einiges nicht mehr. Das sollte so nicht sein. Das Gefühl, welches wir während den schönsten, erholsamsten und authentischsten Tagen, in unserem wunderschönen "Balihaus" bei „Two Smiling Buddhas“ hatten, war weg. Es wurde ruppiger.
Das einzige Ruppige während der ersten Tage war ein Erdbeben der Stärke 5,8 (Richterskala), welches wir niemals vergessen werden. Ein ziemlicher Schock, wenn man mit den Kindern am Esstisch sitzt und das ganze Haus plötzlich wie verrückt anfängt zu wackeln. Wir haben in diesem Moment gar nicht verstanden was da vor sich ging.
Unsere zweite Station Buleleng / Lovina Beach, im Norden der Insel, war auch in Ordnung. Allerdings fing es da schon an, dass das Eine oder Andere dann doch nicht ganz so toll war wie zu vor. Abgesehn von einer Haushälterin, welche überraschenderweise im Preis inkludiert war und uns täglich frisch bekochte, waren einige Dinge eher unschön. Wir hatten nachts oft ein mulmiges Gefühl und hörten komische Geräusche. Vielleicht spukte es im Haus? Ein weiterer Minuspunkt war das „Affen im Zoo Gefühl“. Viele Einheimische kamen abends zum Strand und begafften uns quasi an der Gartenmauer. Das war manchmal ein wenig unangenehm. Nach weiteren schlechten Erfahrungen in Ubud führte der Weg dann zunehmend in eine leichte Unzufriedenheit. Man bezahlte schließlich viel Geld. Zu viel Geld. Bali mit Familie zu erleben, ist teuer. Man hat jedoch nicht immer eine angemessene Qualität dafür bekommen. Auf Social Media haben wir von anderen Preisen gehört, welche mit der Realität wenig zu tun hatte.
Entspricht die Erwartung nicht der Realität, überkommt einem logischerweise die Unzufriedenheit. Wenn ich mir jedoch die Bilder und Videos von diesen Tagen anschaue, verspüre ich dieses Gefühl nicht mehr.
Im Nachhinein betrachtet sah alles nach einer guten Zeit aus. So oder so gab es während unserer Bali Reise den einen oder anderen Höhepunkt, welcher gerade für die Kinder besonders eindrücklich gewesen sein muss. Das ist trotz den vielen negativen Momente dann eigentlich nur das, was zählt. Monate danach sprechen sie immer noch davon, wie sie ihre adoptierten Schildkröten im Meer freigelassen haben. Sie fragen sich, wo Sie jetzt wohl sind? Sie vermissen ihre Schildkröten.
Wir haben „Schiggy“, „Turtok“, „Kröte“, „Guruguru“ und „Noooice“ im „Turtle Rescue Center“ / Schildkrötenauffangstation adoptiert. Wir durften die kleinen Babys, welche in der Auffangstation schlüpften, aufs Meer hinausbegleiten und Sie persönlich in die Freiheit entlassen. Ein wunderschöner Moment.
Die Auffangstation wird durch Spendengelder finanziert. Es war sehr schön zu sehen, wie viel Herzblut und Menschlichkeit in dieser guten Sache steckt.
Bali ist voll mit Affen. Die Kinder erzählen heute noch von den vielen Affen, die sie gesehen haben. Besonders in Erinnerung geblieben ist Ihnen ein Affe, der in Ubud im Affenwald in einem Käfig lebt (Affenlazarett). Der Affe ist blind, weil er wohl seine Familie vor einer Schlange beschützte. Diese spritzte ihm bei einem Angriff Gift in die Augen. Armer Affe.
Wenn die Kinder heute irgendwo ein Surfer im Meer sehen, dann sprechen Sie gleich davon, wie Mama und Papa in Canggu auch versucht haben zu surfen und dabei fast abgesoffen wären. Dazu später mehr. Sie sprechen davon, wie Mama in einem schönen Kleid über die Reisfelder geschaukelt ist und ihren wahren Bali-Influencer-Moment hatte.
Wir organisierten uns einen Fahrer, der uns einen Tag begleitete und uns ein wenig die Region rund um Ubud zeigte. Wir stoppten bei einer schönen Reisterasse und Mutti durfte schaukeln.
Die Kinder erzählen von erlebtem. Um das geht es schlussendlich. Erleben. Aus dem Nichts assoziieren Sie eine gewisse Situation, ein Bild oder eine Begegnung mit einem Erlebnis der Vergangenheit. Auch wenn es mir vielleicht nicht so spektakulär oder schön vorkam. Sie sehen es mit anderen Augen. Das lässt die Reise und die gesamten Erlebnisse in einem für mich neuen Glanz erscheinen.
Das wiederum gibt mir ein gutes Gefühl, auch wenn es mal nicht so läuft. Es scheint rückblickend , als wäre es dann doch eine gute Zeit gewesen.
Nach den schönen, tierischen Begegnungen mit Schildkröten und Affen, erlebten wir aber auch unschöne menschliche Begegnungen mit zwei australischen Touristen. Zweibeinigen Affen, wenn man so will. Männer, die wohl ein Problem damit haben, dass ein Bollerwagen mit zwei Kindern (eines davon schlafend) ihren angeblich „persönlichen“ Gehweg blockierte. Die Herren waren nicht in der Lage, den Gehweg zu verlassen und einen Schritt auf eine nicht befahrene Straße zu setzen, um uns zu umgehen.
Alternativ hätten sie einfach auch eine Sekunde warten können, bis wir an Ihnen vorbeigefahren wären. Sie hätten danach ungestört mit ihrer Keule, „Uga-Aga-Uga“ grunzend, zurück zu ihrer Hinterwäldlerhöhle laufen können.
Die zwei paarungsbereiten australischen Prachtexemplare, welche uns beide im Abstand von 10 Minuten über den Weg gelaufen sind, sahen sich wohl in ihrer Männlichkeit verletzt, einer Familie mit zwei kleinen Kindern, welche da schon stand und sich nicht in Luft auflösen konnte, den Vortritt zu lassen. Zwei mal wohlgemerkt. In kürzester Zeit erlebten wir tatsächlich zweimal die gleiche Situation und haben die Welt nicht mehr verstanden. Der zweite Steinzeitaffe war noch aggressiver als der erste. Ein Wortgefecht endete tatsächlich mit einer Aufforderung zum Kampf. Ich muss ehrlich sein. Es hat mich gewaltig gejuckt. Aber auch ich bin über die Jahre ruhiger geworden. Zumindest bis heute. Heute würde ich es wohl als sportliche Herausforderung betrachten, oder ich könnte meine Frau das erledigen lassen. Ich lehnte damals die „Einladung“ mit unschönen Worten ab. In Indonesien im Knast zu landen, muss nicht sein. Rückblickend bin ich stolz darauf, wie ich in diesen Momenten reagiert habe. Es war vernünftiger, keine Frage.
Vernünftig zu sein ist oftmals aber einfach langweilig. Machen wir uns doch nichts vor. Wären wir vernünftig, so würden wir nicht um die Welt reisen, sondern wären jetzt in Heilbronn. Zum Glück sind wir manchmal unvernünftig.
Würde diese Situation heute erneut stattfinden, würden Mama und Papa die Bremse vom Bollerwagen feststellen und die Herausforderung akzeptieren. Diesem Australier würden wir seine Steinzeitkeule mit einem gepflegten Pushkick in seinen Allerwertesten hineinschieben und ihn wie Harry Potter auf seinem Besen fliegend in seine Hinterwäldlerhöhle zurückkatapultieren. Das Ganze mit so einem Karacho, dass er seinen hässlichen Schnäuzer und seinen Vokuhila danach als Kopfkissenfüllung verwenden kann. Ich höre schon die Worte von unseren thailändischen Muay Thai Trainern in den Ohren klingeln. Prägendes Thai-Englisch, welches wir wohl nie vergessen werden.
„Pan-Huck-Pan-Upercut! Babai knee, babai step ellbow, kick follow babai! Aaaaaaah! Muay Thai no Limit!"!
Für diejenigen, die noch nicht das Vergnügen hatten, mit thailändischen Trainern Muay Thai zu trainieren, heißt das so viel wie: Schlag-Haken-Schlag-Aufwärtsschlag! Danach ein Kniestoß, gefolgt von einem Schritt mit einem saftigen Ellenbogen. Zum Abschluss gibt's dann noch einen schönen Tritt. Auf gut Deutsch gesagt. Gute Nacht! Nach drei Monaten, täglich drei Stunden Thaiboxtraining in Thailand, denkt man nur noch in Muay Thai. Jede Situation ist Muay Thai. Wir haben Thailand zwar soeben zum zweiten Mal verlassen. Eines ist jedoch sicher. Im Januar werden wir wieder ins Boxgym einrücken und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir nicht beide mit dem Gedanken spielen, nächstes Jahr in Thailand zu kämpfen. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt. Zurück zu Bali. Nebst den Begegnungen mit den beiden australischen Affen gab es noch weitere interessante Erfahrungen. Ein Arztbesuch in einem indonesischen Krankenhaus stand natürlich auch noch auf der „TO DO LIST“. Wie könnte es auch anders sein. Verbucht wurde das Ganze unter der Rubrik „interessant“. Nein, ausnahmsweise war ich nicht derjenige, welcher ärztliche Hilfe brauchte.
Man hat mir ja schon nahe gelegt einen neuen Blog zu starten: „Krankenhaus-around-the-world“. Gesundheitliche Extremerfahrungen rund um die Welt. Eine exklusive Berichterstattung über die Behandlungsmethoden in der Ferne. Quasi Finger im Po Mexiko. Nein danke.
Luan hatte erneut eine Ohrenentzündung. Der arme Kerl. In einem Krankenhaus in Amlapura besuchten wir einen Arzt. Wir waren weit und breit die einzigen Touristen und die Attraktion. Englisch wurde hier nicht gesprochen. Uns wurde jedoch relativ zügig geholfen. Die ärztliche Konsultation, welche auch einer Pantomime-Show gleichkam, kostete inkl. Antibiotikum ganze 20 €. Ein „Schnapper“. Das Krankenhaus sah von außen schlimmer aus, als es wirklich war. Aber ich kam mir trotzdem ein wenig fehl am Platz vor. Tatsächlich hat es dann vier Wochen später beide Kinder erneut erwischt. Doch diesmal waren wir touristischer unterwegs. Wo Touristen sind, ist meist auch ein moderneres Angebot an medizinischer Hilfe zu finden. Die Arztkonsultation und die Medikamente kosteten hier doppelt so viel. Dennoch war es auch hier ein unvergesslicher Arztbesuch. Nur auf andere Art & Weise. Englisch wurde hier gesprochen. Nur ein bisschen zu laut. Neben Luan und mir wartete noch eine junge Dame im Wartebereich der kleinen ambulanten Arztpraxis. Der Arzt trat plötzlich hervor und teilte der jungen Frau die freudige Nachricht über ihren eingefangenen Tripper mit. Die Dame schämte sich, wurde rot und forderte verlegen mehr Privatsphäre. Sichtlich überrascht bat der Arzt die Frau zu sich und zog einen Trennvorhang zu.
In dem Moment habe ich mich gefragt, ob hier wirklich jemand Medizin studiert hat, oder ob wir in einem Zirkuszelt gelandet waren. Es fehlte nur noch das ein Clown mit einem Megafon, die freudige Nachricht durch die Straßen schrie.
Da sich die akustischen Verhältnisse durch den Vorhang nicht geändert haben, habe ich trotzdem alles mitbekommen. Jaja, wer mich kennt, weiß, was dann passierte. Als die Dame die „Arztpraxis“ verließ, konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht ersparen.
Mädchen, du hast dir ein schönes Urlaubssouvenir gegönnt, habe ich mir gedacht. Nebst dem, dass ich halt manchmal einfach ein Arsch bin, soll mir noch einer in Deutschland mit Datenschutz, oder so einem Käse kommen. Unvergesslich.
Wechseln wir doch das Thema vom Tripper zu Höllentrip und spulen nochmals ein bisschen zurück in der Zeit. Nach Amlapura und den Tagen im Norden am Lovina Beach ging es nach Ubud. Die Fahrt über die Insel war sehr schön und überraschend angenehm. Wir erhielten einen echten Einblick von Bali und den oft einfachen Lebensbedingungen vieler Einheimischer. Unser Taxifahrer mutierte zum Reiseleiter und fütterte uns mit einigen Informationen. Die Fahrt dauerte lange. Eine gefühlte Ewigkeit. Auf Bali dauert auch eine angeblich kurze Fahrt von wenigen Kilometern deutlich länger als gewohnt, da die Straßen sehr schlecht ausgebaut, eng und dicht befahren sind. Als wir nach drei Stunden endlich in Ubud ankamen, hatten wir dann doch genug von dem „Roadtrip“. Wir buchten uns vorab ein Airbnb außerhalb von Ubud in den Reisfeldern. Die Idee war, zwei Roller zu mieten und öfter in die Stadt hineinzufahren. Als wir ankamen, merkten wir jedoch erstmal, wie sehr außerhalb wir uns befanden. Versteckt im Nirwana. Und es erwartete uns dort nichts Gutes. Eine Unterkunft, die der Beschreibung absolut nicht entsprach. 56 Treppenstufen ging es zum Appartement hinunter. Eine durchaus wichtige Information, wie ich finde. Wir sind zwar nicht in unserer Mobilität eingeschränkt, aber mit dem Gepäck, dem Bollerwagen und den Kindern dort hinunter und hoch zu „gurken“ machte keinen Spaß. Dazu kam, dass es nicht sauber war. Es war zwar modern, aber modrig. Das lag wohl an den verschimmelten Vorhängen. Der Boden war schmierig. Die angeblich voll ausgestattete Küche war ein Witz. Im Kühlschrank befanden sich noch Essensreste von den Vormietern. Beim Gasherd fehlte die Gasflasche. Man hat uns dann angeboten, die Mitarbeiterküche zu benutzen, welches ich nach dem Besichtigen mit einem Lächeln dankend abgelehnt habe. Dazu kam, dass sich unmittelbar nebenan eine Baustelle befand, von welcher bei der Buchung nichts zu lesen war. Als ich den Herrn darauf aufmerksam machte, meinte er, dass sie gerade renovieren und das ja nicht so schlimm wäre. Es würde nur von 9 bis 17 Uhr gearbeitet. Meine Antwort lautete: „Wie bitte von 9 bis 17 Uhr?“ Er meinte dann, dass die Arbeiter auch um 10 Uhr anfangen könnten. Die Arbeiter würden auch mal eine Pause machen, wenn es zu laut wäre. Das wäre ja alles kein Problem. Das war noch nicht alles. Das WLAN funktionierte auch nicht und die Roller wurden dann unverschämt teurer als beschrieben vermietet. Dann hatten wir die Nase voll von diesem Kasperle-Theater. Hier wollten wir nicht bleiben. Die Kinder waren hungrig und müde. Es wurde dunkel. Ich hatte mit einer miserablen Internetverbindung zu kämpfen und habe zwei Stunden mit der Helpline von Airbnb herumgemacht, dass wir unser Geld irgendwie wieder zurückbekommen. Die Nerven lagen blank.
Ich war kurz davor, diesen „Hampelvermieter“ den Abhang hinunterzuschleudern.
Schlussendlich hat es eine weitere Stunde gedauert, bis uns endlich ein Taxi abgeholt, beziehungsweise in unserem Reisfeldversteck gefunden hat. Eine unschöne Erfahrung, welche man mit kleinen, müden, hungrigen Kindern nicht erleben möchte. Für die Nacht haben wir dann in der Stadt eine Bleibe gefunden, welche ganz in Ordnung war. Verbucht wurde das ganze ebenfalls unter der Rubrik „Erfahrung“. Diese Erfahrung führte dann allerdings dazu, dass wir unser Budget erhöhten. So etwas wollten wir nicht mehr erleben. Es wurde dann tatsächlich besser. Allerdings erwartete man zu viel, weil man weiß, was man woanders für dasselbe Geld bekommen kann. Ein Fehler, welchen man nicht machen sollte.
Für uns waren thailändische Verhältnisse plötzlich die Messlatte für Südostasien. Man weiß, dass man nicht vergleichen sollte, aber man tut es dennoch. In Thailand bewegten wir uns zwischen 28 € und 70 € die Nacht. Bezahlt man dort 130 € die Nacht, lebt man wie ein Gott. In Bali nicht.
In Ubud haben wir einen enttäuschenden Markt besucht und uns ein paar Kunstgalerien angeschaut. Wir besuchten zweimal ein „Kinderspielkaffee“ und einen weiteren tollen Spielplatz, wo die Kinder mit kleinen „Kinderquads“ fahren konnten.
Der Höhepunkt in Ubud war jedoch ein Schweizer Restaurant. Ein Chalet, mitten in Indonesien. Der Besitzer, ein Schweizer, hat es geschafft, ein authentisches "Stückchen" Schweiz auf die Insel zu bringen. Wir haben bei 30 Grad Außentemperatur erst einmal ein „Bärgplättli“ zur Vorspeise verputzt und danach ein schönes Fondue genossen.
Nach 3 Monaten auf Reisen lief uns von weitem schon das Wasser im Munde zusammen, als wir das Chalet, mit der riesigen, roten Schweizer Kuh im Eingangsbereich, gesehen haben. Käse und Wein aus der Heimat sind einfach etwas Schönes.
Ein Fondue bei 30 Grad in Indonesien. Check ✅
Von Ubud aus ging es weiter nach Canggu. Wie oben schon kurz erwähnt, machten wir unsere ersten Surferfahrungen. Canggu gilt als Party und Surfhotspot. Anhand von dem, was man unter anderem auch beim Arztbesuch so mitbekommen hatte, steppt wohl der Bär in Canggu. Da wir Kinder haben, konnten wir die Partyszene in Canggu nicht erleben. Dafür nachts hören. Es befand sich eine Karaoke-Bar in der Nähe.
Eine ärztliche Konsultation wegen angeblichem Ohrenkrebs könnte nach einem Canggubesuch tatsächlich zur Realität werden. Spaß bei Seite. Aber wenn man nicht singen kann, dann empfiehlt es sich doch besser, den Rand zu halten.
Wir gehörten jedenfalls nicht zu all den verkaterten Partymäusen, die am morgen, wie Zombies, durch die Straßen schlichen. Wir mutierten zu „Super-Surfer“. Böse Zungen würden behaupten, dass das Surfbrett das Einzige war, was surfte. Doch so schlecht haben wir uns nicht angestellt. Wir lernten jedoch ziemlich schnell, dass das Ganze viel anstrengender ist, als es aussieht. Die perfekte Welle muss hart verdient werden. Eine körperliche Grundfitness wäre von Vorteil. Mein damaliger Bierkonsum führte zu ein paar Kilos mehr auf den Hüften, was die Geschichte nicht einfacher machte. Oft dachte ich daran, dass mir so ein Yogaretreat, bei Dinkeldörthe, in Kombination mit einer Detoxkur schon gutgetan hätte. Eigentlich wäre ich da am richtigen Ort gewesen. Ich pfiff jedoch darauf und hab mir nach diesen selbsthassenden, „bösen“ Gedanken dann jedesmal wieder ein Bierchen gegönnt.
Das ausgehändigte Neoprenoberteil von der Surfschule war nichts für meinen wohlgeformten Bierbauch. Unvorteilhaft beschreibt es kurz und knackig. Ich kam mir vor, wie eine surfende Leberwurst.
Dieses „Surfen“ hatte es in sich. Die Schultern brannten nach 30 Sekunden wie Feuer und die Arme sind uns nach kurzer Zeit, durch das ständige Paddeln fast abgefallen. Es war von A bis Z unglaublich anstrengend. Bevor man überhaupt den eigentlichen Surfversuch starten konnte, hatte man schon keine Luft und Kraft mehr. Die Augen brannten von dem Salzwasser. Das ständige „unter den Wellen“ hindurchtauchen war mühsam.
Freud und Leid lagen je nach Wellengang nah beieinander. Wir versuchten dennoch unser Bestes und hatten unsere kleinen Erfolgsmomente auf dem Brett.
Die Bedingungen waren jedoch für Anfänger nicht wirklich vorteilhaft. Während einer Stunde im Wasser kam es nur zu vier Versuchen, auf den Wellen zu reiten. Die restliche Zeit wurde mit Paddeln und tauchen verbracht. Schlussendlich ist es auch vollkommen egal. Wir waren in Indonesien surfen.
Kommen wir zum Thema Erwartung und Social Media. Ist es das? Lebt man hier den Traum? In den touristischen Gebieten, wie zum Beispiel Ubud und Canggu, findet man dieses klassische Influencer-Bali-Leben. Es gibt dort viele gesundheitsbewusste Menschen, viele Hipster, vegane Restaurants, Proteinshake Bars, Fitnessstudios und zahlreiche Yoga-Kursangebote, Wellness und Spa-Möglichkeiten. Die Antwort kann ja lauten, wenn man mitte zwanzig und single ist und online sein Geld verdienen kann. Die Leute leben allerdings in einer kleinen Blase.
Während dem Gesundheitsfanatiker ein leckeres "Salätchen" serviert wird, welches er ganz anti Plastik, mit einer Holzgabel isst, verbrennt hinter dem Lokal ein Einheimischer seinen Hausmüll.
Viele Sandstrände sind zu gemüllt. Schwimmt man im falschen Meerabschnitt, überkommt man das Gefühl von Müllbaden. Das ist die Realität. Dieses schöne, bewusste Influencer Leben spielt sich in kleinen Kreisen ab. An wenigen Orten. Das Echte Bali sieht jedoch anders aus. Oftmals leider dreckig. Im Osten der Insel besuchten wir den schönsten Strand (White Sand Beach). Wir haben 3 Euro Eintritt bezahlt und kamen dafür in den Genuss von Paradies und Sauberkeit. Ein toller Strandabschnitt mit wunderschönem Beachclub, diversen Restaurants und einem traumhaft schönen Meer. Es war paradiesisch und sauber (siehe Video Start auf Bali, bei „Two Smiling Buddhas“). Eine Woche später lebten wir im Norden der Insel. Aus Weiß wurde Schwarz. Nicht nur die Farbe des Sandes hat sich verändert. Auch die Atmosphäre und das Pflichtbewusstsein gegenüber unserer Umwelt.

Eine traumhafte Kulisse mit Beigeschmack. „Gebuddelt“ wurde neben Plastikmüll.
Wir lebten in erster Strandlage und konnten täglich beobachten, wie abends die Einheimischen schöne Stunden am Strand verbrachten. Die Kinder ließen Drachen steigen und badeten. Wir sahen Glück und Freude. Lebensfrohe Menschen. Leider sahen wir auch überwiegend faule und ungebildete Menschen. Ausnahmslos ließen alle ihren Abfall, ihren Plastikmüll, einfach liegen.
Getränkeflaschen, Babywindel, Essensverpackungen. Alles wurde einfach liegen gelassen. Tag für Tag. Wie in einem älteren Blogbeitrag erwähnt, gibt es bei den „eigenen“ Leuten wenig Umweltbewusstsein.
Es ist gut und recht, dass man für die Touristen die Plastiktüten im Supermarkt durch Stofftüten ersetzt hat. Aber das bringt dann wohl auch nichts, wenn die eigenen alles ins Meer schmeißen, oder verbrennen. Unsere Müllsammelaktionen wurden sogar noch belächelt. Auf keine gute Art und Weise, wohlverstanden.
Nach Karangasem (neben Amlapura) im Osten, Buleleng Lovina Beach im Norden, Ubud in Zentral Bali und Canggu im Süden, ging unsere Reise weiter nach Denpasar und Kuta. Nach Canggu sehnten sich die Kinder nach mehr Action. Wir besuchten zwar einige Male Kinderkaffees und Spielplätze/ Indoorspielplätze. Allerdings war das nicht genug. Wir suchten für eine Woche ein bezahlbares Hotel mit einer Wasserrutsche. Die Kinder waren happy. Nebst toller Poollandschaft gab es einen Kidsclub. Abgesehen von einem modrigen Zimmer, welches nach einer Reklamation zwar getauscht wurde, allerdings keine Besserung verbrachte, war es ganz ok. Die Kinder waren zufrieden. Ein wunderbarer Überraschungsbesuch von Tante Mela, welche selbst zum Weltenbummler wurde, sorgte dann dafür, dass die Stimmung die letzten Tage auf Bali wieder besser wurde. Das Rudel war nun wieder um ein Mitglied größer. Gemeinsam ging es dann noch eine Woche nach Nusa Dua. Nusa Dua ist eine wunderschöne gepflegte „Blase“ welche mit dem restlichen Bali nicht viel zu tun hat. Hier findet man luxuriöse Hotelanlagen und wunderbare Restaurants. Die Straßen und Gehwege sind umgeben von gepflegten Grünanlagen. Wir fanden auf Airbnb ein bezahlbares Appartement, welches sich in einer Hotelanlage befand. Wir durften die Hotelanlage samt Pool, Privatstrand und Kidsclub, mitbenutzen, hatten jedoch keinen Putz- und Wäscheservice, was absolut kein Problem war. Wir haben dafür dann gut 40 % weniger bezahlt. In der Nähe fanden wir zahlreiche gute Restaurants. Das Ganze hatte zum Schluss nochmals einen richtigen Urlaubscharakter. Ein versöhnlicher Abschluss. Trotz der schönen Momente würden wir Bali jedoch nicht noch einmal besuchen wollen. Die Grundidee ist es zwar, länger an einem Ort zu verweilen, um einen echten Einblick zu bekommen, doch zwei Monate auf Bali zu bleiben war zu lange.
Der Hype um Bali ist meiner Meinung nach zu hoch. Social Media sei Dank.
Für die Aufenthaltsverlängerung in Indonesien haben wir eine Ausreisebestätigung, sprich einen Ausreisenachweis über einen gebuchten Rück- oder Weiterflug bei der Immigration vorlegen müssen. Dieses Mal wollten wir kein Onward-Ticket kaufen und uns das Geld für eine Fake-Flugreservierung sparen. Edisa machte den Vorschlag, noch eine andere Insel zu bereisen. Ich war von der Idee eher abgeneigt und fand schlussendlich einen günstigen Flug von Denpasar nach Vietnam. Das war wohl dann auch der Hauptgrund dafür, dass wir die vollen zwei Monate auf Bali verbracht haben. Im Nachhinein möchte ich nicht von einem Fehler sprechen, da man ja durchaus auch schöne Momente erlebt hatte. Doch nach Lombok zu schippern wäre wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen. Sehr wahrscheinlich authentischer und ein bisschen günstiger. Hätte, hätte, Fahrradkette. Von dort aus gab es keine guten, günstigen Direktflüge, welche für uns interessant waren. Es ist, wie es ist. Wir waren zwei Monate auf Bali und konnten unsere ursprüngliche Idee, länger an einem Ort zu verweilen, zum ersten Mal umsetzen. Der Bollerwagen wurde übrigens kaum benutzt und hatte tatsächlich nur eine Hand voll Einsätze. So richtig in den Genuss, durch Bali zu "bollern" kamen wir erst zu guter Letzt in der künstlich erschaffenen Luxuswelt Nusa Dua. Dort gab es im Vergleich zur restlichen Insel schöne Gehwege.
Für Familien mit kleinen Kindern, welche gerne mal flanieren, ist Bali im Großen und Ganzen nicht zu empfehlen. Die Insel ist gemacht für Pärchen und Soloreisende.
Zu guter Letzt möchte ich noch kurz auf die Menschen und meine Empfindungen, während unseres zweimonatigen Baliaufenthalts, eingehen. Zwei, drei Dinge sind mir aufgefallen. Parallelen zu Thailand, dem Land des Lächelns, sind oft spürbar. Auch auf Bali begegnet man vielen freundlichen und entspannten Menschen. Es wird ein ganz anderes Bewusstsein zur Selbstidentität vorgelebt. Ein spürbarer Nationalstolz ist erkennbar. Diese Erkenntnis überkam mich einige Male während der ersten Tage in Amlapura, abseits der Touristengebiete. Ob auf dem örtlichen Markt, im Krankenhaus, oder generell beim Einkaufen in der kleinen Stadt.
Stolz auf seine Herkunft zu sein, selbst wenn man nicht viel hat, empfinde ich als etwas Schönes. Als Deutscher kennt man so etwas eher weniger und ist sich das nicht gewohnt.
In einem früheren Blogbeitrag habe ich einmal erwähnt, dass, um die Welt zu bummeln und in fremde Kulturen einzutauchen, nicht mit dem Lebensgefühl und den Regeln in Deutschland zu vergleichen ist. In Südostasien hat man sich als Tourist anzupassen. Warten. Geduldig sein. Respektvoll und nicht fordernd agieren. Eigentlich eine völlig normale Sache. Auch wenn man mal „stehen gelassen“ oder ignoriert wird. Ständiges Bücken vor allem und jedem und ein absolutes Aufgeben der Selbstidentität, so wie es Deutschland vorlebt, gibt es auch hier in Indonesien nicht. Kommt der Nachbar im Supermarkt von der Seite hineingegrätscht, weil er „nur kurz“ Geld wechseln möchte, oder nur eine Kleinigkeit zu bezahlen hat, dann ist das völlig normal, dass man als Ausländer warten beziehungsweise auch mal hintenanstehen muss. Man muss das so hinnehmen. Ich kann hier keine Ansprüche stellen. Wenn dann nur durch bezahltes Geld in den touristischen Bereichen wie Restaurant, Hotel, oder im Luxussupermarkt, wo jede importierte Erdbeere einzeln verpackt ist. Dort kann man einen super Service erwarten. Am Marktstand um die Ecke läuft es anders. Dort hoppelt der Hase anders.
Man wird freundlich ignoriert und freundlich hingehalten. Zu Groll führt das nicht. In Deutschland würde man sich an der Supermarktkasse in vergleichbaren Situationen die Köpfe einschlagen. Hier ist es ganz locker. Entspannter.
Die in diesem Moment empfundene „fehlende Freundlichkeit“ kommt dann von einer anderen Seite, unerwartet wieder zurück. Auch etwas, was man nicht kennt. Fazit. Es ist schlichtweg eine andere Lebensweise. Die Ellenbogen werden auch hier ausgefahren. Jedoch wirkt es oft weniger asozial, als bei uns. Wahrscheinlich liegt es hier an den oftmals einfachen und schweren Lebensbedingungen, welche für viele Einheimische gewohnter Alltag sind. Ich weiß es nicht. Das, „dass ich jetzt zu warten habe Gefühl“, war in diesen Momenten schlichtweg mein Empfinden. Natürlich war es nicht überall so. Und ich betone nochmals, dass der Umgangston stets freundlich war. Aber dennoch war ein gewisses Gefühl von „erst einmal die eigenen Leute“ zu spüren. Unabhängig von meinen Empfindungen sollte jedem Social-Media-Träumer klar sein, dass das Gras hier nicht grüner ist. Es ist definitiv nicht besser. Nur anders. Als Ordnungsliebhaber, der Wert auf gewisse Gepflogenheiten legt, habe ich festgestellt, dass gewisse Werte, welche bei uns leider langsam aussterben, hier wahrscheinlich noch nie existiert haben. Trotzdem ist es freundlicher. Mit hier meine ich nicht nur Indonesien, sondern generell Südostasien. Es ist schlichtweg einfach anders. Und es ist definitiv "nicht alles Gold, was glänzt". Der nächste Stopp unserer Reise war in vielerlei Hinsicht ähnlich. Nur noch extremer. Wir kamen an unsere Grenzen. Der Bollerwagen bollerte durch Vietnam. Diese Geschichte hat es in sich. Dazu mehr im nächsten Blogbeitrag✌️
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